Donnerstag, 18. August 2011

Slowly, slowly, slowly.

Nachdem einige sich schon gefragt haben wo der nächste Bericht den bleibt sage ich dazu: Hier ist er endlich.

Zunächst zur Arbeit. Man gewöhnt sich tatsächlich an alles. Von Windeln wechseln, über ungewollte Duschen, bis mit Essen angespuckt werden. Man gewöhnt sich dran.
Der Arbeitstag fängt an, indem man die Bewohner der Einrichtung duscht und wäscht, anzieht und evtl. beim Essen hilft. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, die jeweiligen Bewohner vom Bett in den Rollstuhl zu kriegen. Das läuft bei jedem ganz unterschiedlich und ist mal einfacher, mal schwieriger.
Die Phase zwischen dem Frühstück und dem Mittag ist dann vergleichsweise ruhig, man kümmert sich dann evtl. um die Wäsche, macht Kaffee oder hilft auch mal gewisse Geschäfte zu verrichten. Es gibt einen Bewohner dem man etwas mehr Zeit widmen muss und auch komplizierter ist, daher geht da auch zwischendurch etwas mehr Zeit drauf.
Zur Mittagszeit hilft man dann einfach beim Essen bzw. evtl. füttert man auch. Das hängt von dem jeweiligen Bewohner ab. Das klingt nicht kompliziert - ist es auch überhaupt nicht.
Nach dem Mittagessen bringt man einige Bewohner ins Bett, andere kümmern sich um sich selbst und ganz andere haben noch mal ihre ganz eigenen Prozeduren. Danach bleibt meist ca. noch eine halbe Stunde bis zum Schichtende (insgesamt 8h Schicht) in der man sich noch unterhält oder etwas liest.
Als Voluntär kriegt man tendenziell eher die Frühschichten, da die arbeitsreicher und anstrengender sind und die deswegen für einen regulären Pfleger besser bezahlt wären. Wir Volontäre werden, wenn wir vollends eingearbeitet sind, quasi dieselbe Arbeit machen wie ein Pfleger. Nur wesentlich mieser bezahlt (100 Euro im Monat, weniger wenn man die Preise hier bedenkt).

Inzwischen sind aus unserer WG die Koreaner (und der Mongole) in eine andere Wohnung umgezogen, sodass jeder von uns nun ein Zimmer und ein Bett hat. Auf ein Kissen warte ich trotzdem immer noch und die Bettdecke besteht lediglich aus einem Bettbezug.
Zur Qualität der Wohnung kann ich jetzt etwas genauer werden: Erst gestern musste man ein Schloss halb aus der Wand herausreißen, da eine Zimmertür feststeckte. In meinem Zimmer sind etwa zwei faustgroße Löcher, sowie geschätzte zwei Dutzend kleine Nagellöcher. Gegenüber meiner Zimmertür ist ein etwa halber Meter großes Loch in der Wand, elegant versteckt hinter einem beklebten Bild. Das wäre jetzt mal eine kleine Auswahl, die sich beliebig auf die Wohnung ausweiten ließe. Zum Beispiel auf das Badezimmer dessen Fenster aus einem provisorisch-angebrachtene Stück Plastikplatte besteht. Man lernt aber solche Sache zu ignorieren.

Im Großen und Ganzen waren die vergangenen Wochen nicht sehr ereignisreich. Eine Ausnahme ist ein Abend gewesen in dem ich und die zwei Koreanerinnen zum Fastenbrechen bei der Familie eines arabischen Kollegen in Ostjerusalem eingeladen worden sind. Die Bilder sind leider noch bei den Koreanern, aber da Essen war ein ganzes Festmahl. Der Tisch war vollgedeckt mit dem besten Hühnchen das ich jemals hatte, Reis mit Mandeln, gefüllten Auberginen und gefüllten Weinblättern und und und. Es gab drei Runden Nachtisch, erst Datteln, dann Eis im Glaskelch und schließlich eine Art Käsesüßspeise. Die Umgebung erinnerte etwas an Weihnachten, da die Häuser mit Lichtern geschmückt waren. Allerdings war dies natürlich nicht für Weihnachten, sondern für Ramadan.

Sonntag, 31. Juli 2011

You Can’t Judge a Book by Its Cover

Inzwischen bin ich in Israel angekommen und habe eine gute Woche verbracht.
Diese erste Woche waren alle neuen Volontäre für das Einführungsseminar im katholischen Paulushaus in Ostjerusalem, gegenüber des Damaskustores der Altstadt.

Sonntag in der Nacht zum Montag kamen wir in Tel Aviv mit dem Flugzeug an. Wir waren alle recht erschöpft von dem Flug und das Flugessen trug auch nicht zur Stimmung bei - es gab ein koscheres Semmel mit schwer definierbaren Auflage.
Im Flughafen wurde unsere Gruppe bei der Passkontrolle abgefangen und in einen separaten Nebenraum gebracht und das Warten fing an. Schließlich stellte sich heraus das unser Visum überraschenderweise von einem auf 11 Monate verlängert wurde. Warum auch immer.

In den nächsten Tagen nahmen wir Jerusalem unter die Lupe.
Montags ging es zur deutsch-evangelischen Erlöserkirche (auch Augusta Viktoria genannt) und durch kurz durch die Altstadt. Die Erlöserkirche liegt auf dem Ölberg und damit dem höchsten Punkt Jerusalems.
Die Mädchen mussten währenddessen feststellen, dass die Jerusalemer einen etwas konservativen Blick auf die Welt haben: Mädchen mit Hotpants und Trägershirts durften den Garten Gethsemane nicht betreten. Allerdings wurden sie auch vor äußerst aufdringlichen Israeli- und Palästinenser-Männern gewarnt...

Im Laufe der Woche waren wir mehrmals in der Altstadt, besuchten unter anderen eine Lichtshow in der Davidszitadelle, die die Geschichte Jerusalems zeigte und genossen mehrmals das typische israelische Gericht: Falafel.

Geschockt haben uns hingegen die israelischen Preise. Während Fertigessen und Waren auf dem Markt recht billig sind, kosten jegliche Produkte im Supermarkt viel mehr als in Deutschland.
So kostet eine Tube Sonnencreme etwa 10 bis 20 Euro. Bei dem hiesigen Wetter kann man sich vorstellen, dass das alles andere als billig ist.

Freitag ging es noch nach Mea Shearim, dem (ultra-)orthodoxen Stadtteil Jerusalem. Hier durften die Mädchen abermals feststellen, dass kurze Röcke und Hotpants nicht so empfehlenswert sind, trotz des Wetters.

Heute ging es dann in unsere Einsatzstellen, für mich also ins Ilan, im südlichen Teil Jerusalems. Begeistert haben uns die Menschen denen wir heute begegnet sind: Alle unglaublich freundlich und hilfsbereit. Unsere Hausmutter tat es sehr leid, dass unsere Wohnung verdreckt war. Wir haben die dann auch gleich nach einem ersten Einkauf für einige Stunden geputzt und geschrubbt. Allerdings gibt es die Aussicht, dass wir außerhalb der Einrichtung eine Wohnung bekommen, da es hier zu wenig Betten.

Und nun zur Einrichtung Ilan: Kurz gefasst ist diese weit von deutschen Standard ab. Der Essensraum besteht aus ein paar Tischen im Flur, Blumen würden auch nicht schaden. Und insgesamt haben die Räumlichkeiten etwa den Charme einer Klobürste (womit ich nichts über die Sauberkeit aussagen möchte!), ähnlich unserer Räumlichkeiten.
Die Bewohner machen dennoch einen fröhlichen Eindruck.

Nun geht morgen die erste Arbeitswoche los und ich bin gespannt wie sich diese entwickelt. Als erstes gilt es morgen zu verhandeln und zwar um die Kosten der Monatskarte für den Bus, welche man hier braucht. Bei einem Lohn von 600 Schekel und den Kosten wie einer Monatskarte (244 Schekel) und Sonnencreme (um die 80 Schekel pro Tube!) kann man sich ausrechnen, dass nicht viel für sonstiges ist.

Als besonderes Schmankerl sind jetzt ein paar Bilder, die ich gemacht habe unter Fotos online.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Im Anfang war das Wort...

Etwa gute 2 Wochen noch. Ich denke es wird Zeit diesen Blog mit einem ersten Beitrag zu füllen.

Zunächst einmal: Was will ich eigentlich mit diesen Blog? Kurz gesagt: Mich bedanken.
Bedanken bei den Leute, die mich entweder finanziell, mental oder mit ihrem Gebet unterstützen.
Ich werde hier regelmäßig über meine Arbeit in Israel als Volontär berichten und auch öfters mal Fotos, die ich gemacht habe online stellen.
In den nächsten Stunden und Tagen werde ich hier zunächst einmal die Informationen auf den neuesten Stand bringen.

Ich sammle übrigens nach wie vor Spenden. Im Moment habe ich etwa die Hälfte (1500 Euro) zusammen. Erreichen kann man mich unter meiner Email-Adresse niklas.hoermann(at)googlemail.com (Ersetze (at) durch @, Spamschutz)